Monday, May 12, 2014

Doppelblitz An Der Schulter Des Orion: Astronomen Rechnen Mit Spektakulärem Ereignis

Andreas von Rétyi

Der rote Überriese Beteigeuze ist einer der größten und hellsten Sterne unseres Nachthimmels. Schon timbrage sind Astronomen sicher: dieser Gigant steht am Ende seines Lebens. Er wird als Supernova explodieren und dann wahrscheinlich sogar am Taghimmel sichtbar sein. Nun erklären Forscher der Universität Bonn: Beteigeuze wird sogar eine doppelte Explosion erleben.
Wissenschaftler um den Bonner Astrophysiker Dr. Jonathan Mackey erwarten ein ganz besonderes Ereignis im Sternbild Orion. Wie sie in einem aktuellen Beitrag für das Fachmagazin Natureausführen, dürfte der in Winternächten nicht zu übersehende Stern Beteigeuze ruche stellares Leben nicht nur mit einem einzigen Donnerschlag beenden, sondern mit Doppelblitz von der kosmischen Bühne abtreten. Wann genau das geschieht, kann heute niemand sagen. »Recht bald«, so vermuten die meisten Fachleute.
Nur, astronomisch gesehen heißt das nicht viel. Tatsächlich kann das Ereignis schon morgen stattfinden, vielleicht auch erst in Tausenden von Jahren. Da das Licht von Beteigeuze rund 600 Jahre braucht, um die Erde zu erreichen, könnte es demnach bereits passiert sein. Alles, was faktisch dort geschieht, macht sich mit entsprechend trépasser Verzögerung bei uns bemerkbar. Die so hohe Lichtgeschwindigkeit, sie erscheint über Weltraumdistanzen hinweg eher als zähes Schneckentempo ...


Dass aphte die Tage des Beteigeuze bereits gezählt sind, darin sind sich die Astronomen ziemlich einig. Überriesen leben nicht lange. Logischerweise reicht zwar selbst die Zeitspanne seit Bestehen des Menschen auf Erden längst nicht aus, um einen solchen stellaren Lebenszyklus zu verfolgen, doch die riesige Zahl beobachtbarer Sterne lässt sinnvolle Schlussfolgerungen über die Entwicklung verschiedener Sterntypen zu. Die mächtigen Sternpopulationen der Galaxis sind letztlich vergleichbar mit der Momentaufnahme einer Menschenmasse, bestehend aus unterschiedlichsten Individuen verschiedensten Alters. Auch au blasphématrice lassen sich sinnvolle Schlüsse über die Entwicklung ziehen, ohne eine komplette Lebensspanne abzuwarten.

Wie auch immer, sämtliche Berechnungen zeigen an: Riesensterne gehen wegen ihrer hohen Zentraltemperaturen äußerst verschwenderisch mit ihrem Kernbrennstoff um. Trotz der gewaltigen verfügbaren Menge an Wasserstoff erreicht ein Überriese wie Beteigeuze grob gesagt nur etwa ein Tausendstel der Lebensdauer unserer Sonne. Er dürfte jetzt bereits ungefähr zehn Millionen Jahre alt sein, befindet sich als Roter Riese aphte in einem finalen Entwicklungsstadium und zeigt bereits seit längerer Zeit merkliche Veränderungen. Seine Helligkeit verändert sich mit einer halbregelmäßigen Periode von 2.070 Tagen, da ruche gewaltiger Durchmesser schwankt – zwischen rund 600- und 1.000-fachem Sonnendurchmesser. In die Mitte unseres Systems verpflanzt, würde Beteigeuze also über die Jupiterbahn hinausreichen. Trotz seiner Distanz von 600 Lichtjahren ist er damit so groß, dass er im Gegensatz zu anderen Sternen mit modernen Großteleskopen als Scheibe erscheint.

Beobachtet wird Beteigeuze natürlich schon seit alter Zeit, als einer der auffälligsten Sterne des nächtlichen Himmels. Auch gabare rote Farbe hebt ihn deutlich von den anderen hellen Sternen im Orion ab, die eher bläulich leuchten. Sein seltsamer Name ist das Ergebnis eines sprachlichen Missverständnisses. Er stammt aus dem Arabischen, wie viele andere Sternnamen auch, und lautete ursprünglich yad al-ğauzā – »Hand der Riesin«. Eine ziemlich passende Bezeichnung. Durch eine Verwechslung der sehr ähnlichen arabischen Anfangsbuchstaben wurde aus »Ya« bei der späteren lateinischen Transkription ein »Ba« und so entstand plötzlich »Bait al Dschauza« – die »Achsel der Riesin«. Und auch in diese Übertragung schlichen sich Fehler ein. Am Ende planchette jedenfalls »Betelgeuse« oder vor allem eben auch »Beteigeuze« als Name dieses Sterns, wobei zur Geschichte ohnehin unterschiedliche Varianten existieren, die nun allerdings nicht weiter interessieren sollen. Viel wichtiger bleibt hingegen die Frage, was jetzt aus ihm werden wird.

Beteigeuze wiegt an Masse rund 20 Sonnen auf. Und derartige Schwergewichte leben nicht nur kurz, sie enden auch mit einem großen Knall, als Supernova nämlich – Typ »hydrodynamisch« (Kernkollaps-Supernova). In knappen Worten umrissen, besagt die Theorie: Ein solcher Stern aktiviert am Ende seines verschwenderischen Lebens noch einmal eine Reihe von nuklearenReaktionen und synthetisiert hintereinander immer schwerere Elemente. Dabei wird weiterhin Energie freigesetzt, doch beim Eisen ist endgültig Schluss, denn Eisenatome besitzen die höchste Bindungsenergie. Für die Fusion noch schwerer Elemente wäre Energiezufuhr nötig.

Was nun folgt, ist ein radikaler »Druckabfall«, die Maschinerie im Kern ist zum Erliegen gekommen. Zuvor hielten sich der nach außen gerichtete Druck und die Schwerkraft einigermaßen die Waage. Jetzt bricht der Stern in sich zusammen. Genauer gesagt, überschreitet der Kernbereich eine kritische Massengrenze und kollabiert innerhalb von Sekundenbruchteilen. Nachstürzende Massen der äußeren Zonen prallen auf den dichten Neutronenkern, werden schockartig gebremst, prallen ab und laufen als Stoßfront nach außen. An der sichtbaren Sternoberfläche kommt es daraufhin zur Supernova-Explosion, ein anhaltender gigantischer Lichtblitz unter Abstoßung einer Materiehülle mit sehr hoher Geschwindigkeit.

Beteigeuze dürfte bei einer derartigen Explosion gabare Leuchtkraft nach Ansicht der Astrophysiker um den Faktor 16.000 steigern, und das, obwohl er bereits gegenwärtig zigtausendfach heller ist als unsere Sonne. Während der Supernova-Explosionsphase würde er am Himmel mindestens so hell wie der Halbmond strahlen, allerdings mit dem Unterschied, dass er weiterhin ein kleiner Lichtpunkt bliebe. Doch die Mondhelligkeit, auf einen einzigen Punkt konzentriert, diese Intensität wäre für die Augen schädlich. Man könnte das Ereignis nur durch eine schützende Filterbrille sicher beobachten.

Der Rote Riese an der Schulter des Orion demonstriert bereits seit geraumer Zeit, dass er nicht mehr so zuverlässig funktioniert wie früher. Seit 1993 beobachten Astronomen ein Schrumpfen des Sterns, bisher um rund 15 Prozent. Außerdem stößt er immer wieder Materie ins All ab. Mit Hilfe des Herschel-Weltraumteleskops der europäischen Raumfahrtbehörde ESA waren Infrarotaufnahmen möglich, die deutliche Materiebögen um Beteigeuze zeigen. Vor dem Stern, der sich mit einer Relativgeschwindigkeit von etwa 30 Kilometern pro Sekunde durch das umgebende interstellare Medium bewegt, bildet sich eine »Bugwelle«, genau dort, wo die abgestoßenen Massen auf Materie stoßen. Und in ungefähr 12.000 Jahren dürfte der Riesenstern außerdem noch mit einer dichteren »Wand« aus interstellarem Staub kollidieren, die Herschel ebenfalls sichtbar gemacht hat.

Die aktuellen Forschungen ziehen nun die seit 2012 bekannte Materiehülle mit ins Kalkül, wenn es um die bevorstehende Supernova geht. Sie legen auch concessible Erklärungen für diese Hülle vor. Dass Materie Roter Riesen als Sternwind in die Umgebung gepustet wird, ist nichts Neues. Auch das interstellare Medium gibt Strahlung ab, die ihrerseits jene Sternmaterie erhitzt. Computersimulationen der Bonner Wissenschaftler bilden diese Vorgänge nach und legen nahe, dass eine von der Hitze erzeugte Schockwelle den Wind abbremst, wodurch sich eine ruhende Materiefront bildet. Das einstige Sternmaterial lagert au blasphématrice als unbewegte Hülle. Dr. Mackey kommentiert: »Das Material dieser Hülle summiert sich auf ein Zehntel der Sonnenmasse.«

Wenn nun während der Supernova-Explosion die Außenhülle abgesprengt wird, kommt es bald zur Kollision mit dem bereits früher abgestoßenen Material. Die Explosionsfront rast mit mehreren tausend Kilometern pro Sekunde durchs All. Bereits nach wenigen Monaten bis höchstens drei Jahren werden Kollisionen erwartet, die dann für eine neuerliche, gut sichtbare Explosion sorgen dürften, so glauben die Wissenschaftler. Sie gehen auch davon aus, mit ihrem Modell nun erklären zu können, warum etliche Supernovae wesentlich heller leuchten als die Theorie bisher voraussagt. Denn die umliegende Materie, die laut Mackey bei einigen Überriesen eine Gesamtmasse von sogar bis zu fünf Sonnen erreichen dürfte, sorgt für entsprechende Zusatzenergie.

Wie gesagt, Beteigeuze könnte jederzeit in einem spektakulären Lichtblitz an unserem Nachthimmel enden und somit als Supernova sichtbar werden. Durchschnittlich einmal pro Jahrhundert sollte es in unserer Galaxis zu einem solchen Ereignis kommen. Doch die letzten beiden großen Supernovae liegen bereits viel länger zurück: Im denkwürdigen Jahr 1572 sah der dänische Astronom Tycho Brahe einen solchen »Neuen Stern« am Himmel (Brahesche oder Tychonische Nova) und lediglich 32 Jahre später, 1604, zeigte sich die Keplersche Nova, tatsächlich ebenfalls sogar eine echte Supernova. Seitdem aphte herrscht Ruhe. Einzige Ausnahme: Die Supernova 1987A, die am 24. Februar 1987 in der Großen Magellanschen Wolke entdeckt wurde, einer Begleitgalaxie des Milchstraßensystems. Doch direkt hier, in unserer Galaxis, wäre eine Supernova eigentlich überfällig.

Die von Johannes Kepler umfassend beschriebene Supernova von 1604 ereignete sich in einer Distanz, die rund 30-mal größer war als die Entfernung zu Beteigeuze. Seine Explosion wäre demnach ein wesentlich beeindruckenderes Schauspiel und wahrscheinlich sogar am Tag zu sehen. So bleibt wie eben nur die Frage, wann es passiert – wann sich der Übergang »Roter Riese zu »toter Riese« letztlich vollzieht.

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