Der Kontakt mit Außerirdischen will gut vorbereitet sein, findet die NASA, und veranstaltet eigens ein hochkarätig besetztes Symposium.
Von Tobias Berg
Die von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA und der US Library of Congress organisierte Konferenz beginnt am 18. September und trägt den Titel: ‘Prepare for Discovery – A Rational Approach of Finding Microbial, Complex, or Intelligent Life Beyond Earth’ (Vorbereiten auf die Entdeckung – Ein rationaler Ansatz zum Auffinden von mikrobiotischem, komplexem oder intelligentem Leben außerhalb der Erde). Der gesamte Kongress wird per livestream übertragen.
Astrobiologen aus der ganzen Welt werden dort die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen auf der Suche nach extraterrestrischen Lebensformen präsentieren. Neben der Erforschung von Exoplaneten und den Bedingungen für die Entstehung von Leben werden die Wissenschaftler auch darüber debattieren, wie man womöglich mit anderen Lebensformen kommunizieren könnte.
Anlass für diese Fragestellung biete vor allem der rasante wissenschaftliche Fortschritt, wie es im Beschreibungstext der Konferenz heißt: “Die Wissenschaft hat über 1,400 Exoplaneten gefunden. Da Leben in einer Vielzahl von unterschiedlichsten Bedingungen entstehen und existieren kann, gepaart mit den Chancen dieser potenziell habitablen neuen Welten und dem Nachweis von lebensförderlichen Elementen auf Monden und Asteroiden, bedeutet, dass wir uns mit der Möglichkeit beschäftigen müssen, auf einfaches oder komplexes Leben außerhalb der Erde zu stoßen. Wie können wir uns auf eine solche Entdeckung vorbereiten?“
Besonderer Schwerpunkt der Veranstaltung sind die mit der Entdeckung außerirdischen Lebens verbundenen gesellschaftlichen Auswirkungen: “Wie bereiten wir uns darauf vor, auf neues Wissen zu stoßen, das unsere bisherigen Vorstellungen von Leben und unserem Platz im Universum grundsätzlich in Frage stellen könnte?“
Auch der Vatikan ist vertreten
Folgen für Wirtschaft und Politik ausgeklammert?
Der starke Fokus, den die NASA und die Library of Congress auf religiöse Auswirkungen legen, mag verwundern - denn mögliche Folgen für Politik, Wirtschaft und Nationale Sicherheit klammern die Veranstalter weitestgehend aus. So wäre beispielsweise die Frage, in wie weit es gerechtfertigt croisement könnte, im Namen der Nationalen Sicherheit die Entdeckung außerirdischen Lebens geheim zu halten, durchaus interessant gewesen. Die Konsequenzen eines Erstkontaktes für die großen Weltreligionen wurden außerdem bereits im 1960 veröffentlichten, von der NASA in Auftrag gegebenen Brookings Report behandelt - ebenso wie die psychologischen und soziologischen Auswirkungen.
Im Brookings-Report heißt es dazu: “Anthropologische Berichte enthalten viele Beispiele von Kulturen, die sich ihres Platzes im Universum sicher wähnten, die jedoch zerfielen als sie auf, bis dahin unbekannte Kulturen trafen, die neue Ideen und Lebensweisen einführten; Diejenigen, die eine solche Erfahrung überstanden haben, bezahlten den Preis mit einer Veränderung ihres Wertesystems, ihrer Einstellungen und ihrem Verhalten”. Auch auf das Thema der potentiellen Geheimhaltung einer solchen Entdeckung geht der Report ein und stellt die Fragen: ”Wie sollte eine solche Information [die des Vorhandenseins einer fortgeschrittenen Spezies] unter welchen Voraussetzungen der Öffentlichkeit präsentiert oder verheimlicht werden und mit welchem Ziel? Wie könnte die Rolle der Wissenschaftler und Entscheidungsträger in Bezug auf eine solche Entdeckung und deren Bekanntgabe aussehen?“
Die Entdeckung außerirdischen Lebens, vermuten die Autoren des Brookings Reports, könnte zu einer Verstärkung des Gemeinschaftsgefühls unter den Menschen führen: “Das Wissen, um das Vorhandensein von Leben in anderen Teilen des Universums könnte zu einer größeren Einigkeit unter den Menschen auf der Erde führen. Diese würde auf dem ‘Einssein‘ der Menschen beruhen oder auf der uralten Annahme, dass jeder Fremde eine Bedrohung darstellt. Es würde hauptsächlich darauf ankommen, ob etwas, und wenn ja was, zwischen den Menschen und den Wesen kommuniziert würde.“
Dass der Erstkontakt durchaus erhebliche Folgen für die Wirtschaft haben könnte, zeigte nicht zuletzt auch der thematische Schwerpunkt des Global Competitiveness Forums 2011 im saudi-arabischen Riad. Weltweit führende UFO-Forscher und Astrophysiker stellten dort die Realität von unidentifizierten fliegenden Objekten dar und debattierten über mögliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. (wir berichteten). Warum die Eile?
Ist also tatsächlich bald mit einem Erstkontakt zu rechnen? Dieser Eindruck drängt sich zunehmend auf, findet Exopolitik-Koordinator Robert Fleischer: "Entsprechende Veröffentlichungen und Aktionen scheinen zunehmend häufiger vorzukommen." Erst vor wenigen Wochen hatte die NASA ein E-Book zur Vorbereitung auf einen Kontakt mit Außerirdischen herausgegeben (wir berichteten). Allerdings, gibt Fleischer zu bedenken, könnte auch der immer währende Sparzwang der US-Weltraumbehörde eine Rolle spielen: "Nachdem die letzten eigenen Raumfähren der NASA inzwischen im Museum stehen und alljährlich neue Mittel gekürzt werden, schlägt man nun vielleicht einen neuen Weg ein, um Steuergelder zu mobilisieren. Was könnte es schon wichtigeres geben als den Kontakt mit außerirdischen Zivilisationen?"
+++ Update 17.09.2014, 12:45 Uhr +++
Kurz nach Erscheinen unseres Artikels kündigte die NASA ihr Comeback in die bemannte Raumfahrt ab 2017 an. NASA-Chef Charles Bolden gab bekannt, dass die Firmen Boeing und SpaceX den Zuschlag für den Auftrag erhalten hätten, Fähren für die bemannte Raumfahrt zu entwickeln. Ende August hatte die Weltraumagentur die Entwicklung der bislang größten Rakete der Welt, das „Space Rocket Launch System“, bis Ende 2018 bekannt gegeben. Das neue System mit der über 60 Meter hohe Rakete, mit einem Durchmesser von neun Metern, soll die nun von den Privatfirmen entwickelte Raumfähre auf dem gemeinsamen Jungfernflug zunächst unbemannt zum Mond und zurück transportieren. Allein dafür geben die USA bis 2018 rund sieben Milliarden US-Dollar aus. Die ersten Raumflüge mit Astronauten an Bord sollen ab dem Jahr 2021 erfolgen – und bis etwa 2030 die Erfüllung eines großen Traums der Menschheit vorbereiten: Eine bemannte Mission zum Mars.
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