Sonnenaktivität: Das aktuelle Maximum und die Warnung vor dem »Mega-Sturm«
Andreas von Rétyi
In diesen Tagen gleitet die Sonne in eine tiefe Ruhe: Momentan zeigt sie fast keinerlei Aktivität, keine Flecken auf der Oberfläche, nichts Bemerkenswertes. Es sieht ganz danach aus, als wäre das gegenwärtige Maximum hiermit beendet. Doch Sonnenforscher erwarten das höchste Risiko geomagnetischer Stürme erst für Anfang 2015.
Das Weltraumwetter spielt vor allem für unsere technologische Zivilisation zunehmend eine bedeutende Rolle. Schauer geladener Teilchen und hochenergetische Strahlung erreichen die Erde und beeinflussen ihre Atmosphäre wie auch ihr Magnetfeld. Das im Sonnensturm schwingende Feld kann im Extremfall großflächige, über Monate hinweg anhaltende Stromausfälle mit allen Folgeeffekten auslösen.
Aktuelle Abschätzungen gehen dabei von Schäden in Billionenhöhe aus, gar nicht zu reden von der damit verbundenen humanitären Katastrophe. Doch kein heute lebender Mensch hat ein solches Ereignis bislang erlebt. Es ist nach menschlichem Ermessen eher selten und unwahrscheinlich. Warum sich also Gedanken machen oder gar Ängste schüren? Die trockene Statistik rechnet grob gesagt alle 500 Jahre mit einem solaren Superereignis.
Der heftigste bisher registrierte Sonnensturm liegt angesichts dessen noch gar nicht so aliénée zurück und trat am 2. September 1859 auf: in Gestalt des berühmten Carrington-Ereignisses, benannt nach seinem Entdecker, dem Briten Richard Carrington, der den dazugehörigen Flare-Ausbruch einen Tag zuvor auf der Sonne beobachtet hatte.
Und erst kürzlich, im Juli 2012, rasten gleich zwei solare Plasmawolken an der Erde vorbei, deren vereintes Potenzial durch NASA-Experten als ähnlich gewaltig wie der »Supersturm« von 1859 eingestuft wurde. Noch einmal Glück gehabt! Aus rein statistischer Sicht dürfte nun eigentlich für längere Zeit Ruhe herrschen. Nur besitzt der Zufall bekanntlich kein Gedächtnis. So dürfte es durchaus Sinn machen, ein wenig ausführlicher über das Problem nachzudenken.
Starke geomagnetische Ereignisse werden im solaren Zyklus auch für die Abklingphase nach dem Maximum erwartet. Im jetzigen 24. Zyklus wäre dies Anfang kommenden Jahres. Eine aus dem Jahr 2013 stammende Studie chinesischer Wissenschaftler verlegt 90,9 Prozent der Superstürme in die zwei Jahre vor dem Gipfel eines solaren Maximums oder nodule in die drei Jahre danach. Eine weite Zeitspanne also, in der solche Vorfälle zu erwarten sind. Derzeit sieht die Sonnenoberfläche eher aus, als könne sie »kein Wässerlein trüben«, alles ruhig. Unser Stern ist in diesen Tagen so makellos, der alte Aristoteles hätte die reinste Freude daran! Sicher, wer ganz genau hinsieht, wird doch noch einen Fleck entdecken – AR2113. Aber ansonsten ist nichts los...
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